Diese Frage wurde mir neulich im Verlauf eines Mailaustausches gestellt, nachdem ich ihm auf Nachfrage einen Screenshot meiner aktuellen Arbeitsoberfläche geschickt habe der wie folgt aussah (klickst Du für groß, ja!?):
Nun sind mir ja Antworten dieser Art ja
nicht wirklich neu und ich habe mich dazu ja auch
schonmal geäußert, aber anscheinend sieht das ganze wirklich so unkomfortabel und extremst kompliziert aus. Nur ist es das nicht wenn man sich etwas eingearbeitet hat. Meine Workstation läuft 24/7/365 und wenn ich mich morgens einlogge, dann immer unter /dev/ttyN oder /dev/ttyCN (je nachdem auf welcher Kiste ich mich einlogge). Mal davon ausgegangen das ich gerade neu gebootet habe, starte ich zuerst eine neue Session von Tmux. Der startet dann automatisch die Programme, die ich für 98% meiner täglich anfallenden Arbeiten benötige.
Zwei
leere Shells (ZSH regelt btw.!!!111!), Mutt für meine Mails, Slrn für Newsgroups, rtorrent für Torrents (Hallo liebe Content-Mafia. Für euch unvorstellbar, aber es gibt auch legale Torrents.), cmus für meine MP3s und Streams, SSH zu meinem Vserver, zwei Verbindungen zu CVS-Repos die ich betreue, Newsbeuter für meine RSS-Feeds, NcFTP für u. a. meine eigene Homepage und Irssi. Und das alles nur indem ich
tmux
eingebe. Nachdem alles läuft, drücke ich
F7 damit cmus anfängt die letzte MP3 abzuspielen (was genau läuft wird mir unten rechts in der Statuszeile angezeigt); anschließend wird mit
STRG a 0
zur ersten freien Shell gewechselt, dort
gall
(ein Alias) eingegeben und meine Mails und News werden abgerufen und automatisch durch einen Spamfilter gejagt. Bis das geschehen ist, wechsle ich mit
STRG a 7
zu Newsbeuter, drücke dort
R um alle Feeds zu aktualisieren und wechsle dann zu Irssi um zu sehen was sich in den Channels getan hat. Meistens nicht recht viel (so wie immer halt) und dann rufe ich Mutt auf um meine Mails zu lesen. Die werden nach bestimmten Absendern/Empfängern/Mailinglisten farblich sortiert, damit ich wichtige Mails gleich erkenne und anschließend alle Mails/News/RSS lesen/antworten. Als Editor kommt bei mir entweder Vim oder GNU Emacs zum Einsatz (letzterer für gelegentliche LaTeX-Schmierereien).
So weit, so gut. Nur brauche ich auch gelegentlich einen Browser, wobei ich gestehen muss das dies immer seltener der Fall wird. Meistens um mal schnell was bei diversen Suchmaschinen zu suchen, aber da starte ich die Suche direkt
aus der Shell heraus$ search
Usage: search {-g | -u | -m | -a | -f | -c | -F | -s | -w | -W | -d}
-g: Searching for keyword in google.com
-u: Searching for keyword in groups.google.com
-m: Searching for message-id in groups.google.com
-a: Searching for Authors in groups.google.com
-c: Searching for Modules on cpan.org.
-f: Searching for projects on Freshmeat.
-F: Searching for packages on FileWatcher.
-G: Gentoo file search.
-s: Searching for software on Sourceforge.
-w: Searching for keyword at wikipedia (german).
-W: Searching for keyword at wikipedia (english).
-d: Query dict.leo.org
(
search ist eine ziemlich eklige, aber funktionelle Shell-function)
Für die wenigen Foren die ich täglich abklappere habe ich Aliase angelegt, die mich direkt zu den neusten Beiträgen schicken (
..../search.php?search_id=newposts z. B.). Youtube sehe ich mir aus Prinzip nicht mehr an, weil die ganzen
This video contains content from Sony Music Entertainment. It is not available in your country-Meldungen langsam aber sicher extremst auf die Eier gehen. Und für die paar Mal die ich mir auf anderen Plattformen Clips/Streams ansehe, wird schnell Firefox gestartet.
Nun wurde mir schon einige Male gesagt das diese Programme uralt, nicht mehr zeitgemäß sind und es bessere Alternativen gibt. Das kann ja durchaus sein, aber
für mich gibt es da keine Alternativen. Vim/GNU Emacs treten jedem text/plain-Editor von hier bis übermorgen in den südlichsten Punkt der Wirbelsäule, Slrn ist bei weitem konfigurierbarer und erweiterbarer als Knode und für Mutt trifft das gleiche zu wenn es KMail gegenüber steht. Videos werden mit MPlayer im Framebuffer angesehen und Gimp und Co. benötige ich nicht. Programmiert wird ausschließlich mit Vim incl. einiger Plugins/Scripte und zur Not läuft strace(1) oder gdb(1) in einem
horizontal/vertikal gesplittetem Fenster von Tmux.
Filemanager wie GNU Midnight Commander habe ich noch nie genutzt; weder unter /dev/ttyN, noch einen vergleichbaren Pendant unter X11. Das geht mit der Zsh schneller und komfortabler. PDFs sehe ich mir mit
fbgs an oder konvertiere sie (pdf2*, pdfto*) in ein passendes Format.
Das einzige was an meiner Konfiguration noch verbesserungswürdig ist, wäre eine Tastenkombination, die Meine Mails, Newsgroups und RSS-Feeds automatisch abruft und zugleich meinen MP3-Player startet, das System aktualisiert und die ganzen Foren auf neue Beiträge durchsucht, die Links extrahiert und daraus eine übersichtliche HTML-Seite erstellt die ich bequem durchlesen/abrufen kann während ich mir einen Cappuccino mache. Aber das sollte eigentlich kein Problem sein, weil sich tmux über Scripte steuern lässt.
Ihr dürft also ruhig aufhören mich zu bemitleiden weil ich so veraltete und langweilige Programme benutze